In den letzten Wochen war ganz schön viel los, so verflogen die Tage und jetzt ist meine Zeit in San Miguelito tatsächlich vorbei. Während Deutschland im Hochwasser versunken ist, hatten wir hier viel, viel Sonne und ab und zu mal einen Regenschauer oder ein Gewitter. Herrlich! Allerdings hatten auch wir, wie wahrscheinlich in den deutschen Hochwassergebieten auch, sehr, sehr oft Stromausfall, oft den ganzen Tag. Mit dem Strom ließ oft auf das Wasser auf sich warten. Jetzt werd ich aber mal erzählen, was die letzten Wochen noch so los war….

Muttertag – Día de la madre

Muttertagsdekoration im Pfarrsaal

Muttertagsdekoration im Pfarrsaal

In Nicaragua ist jedes Jahr am 30. Mai der Muttertag, der einen ähnlichen Stellenwert hat wie Weihnachten und Ostern und somit wird den ganzen Monat lang dieser Feiertag vorbereitet und die Läden füllen sich mit Geschenken. Ein nicaraguanisches Ministerium, ich glaube so eine Art Wirtschaftsministerium, hatte sich für den Monat Mai was besonders überlegt – nämlich eine Messe mit Modenschau in der Hauptstadt Managua. Dazu sollte aus jeder Region Nicaraguas eine Schneiderei ihre Mode vorstellen und durfte auch eine Mutter mitbringen, die auf dem Laufsteg ein Kleid der Schneiderei vorstellen darf. Für die Region Río San Juan war die „Tallercito Típico“, also die Schneiderei von Frieda eingeladen und sie hat mich gefragt, ob ich auch mit will. Natürlich wollte ich mir das nicht entgehen lassen. So haben die Frauen fleißig für die Modenschau genäht und alles vorbereitet. Zwei Tage vor dem Beginn dieses nationalen Events kam dann der Anruf, dass der Minister die Veranstaltung kurzerhand auf unbestimmte Zeit verschoben hat. Das war der Ärger dann groß, schade!

In der Schule wurde der reguläre Unterricht den ganzen Mai bereits eine Stunde früher beendet um die Tänze, Gedichte, Lieder für den Muttertags-Festakt einzuüben. Besonders schön fand ich es, dass die älteren Schülerinnen mit den Kleinen den Tanz einstudiert haben. Außerdem wurden nach Schulschluss fleißig Muttertagsgeschenke gebastelt, die Sekundarstufenschüler haben das auch selbstständig erledigt. Für die Kleineren waren die Geschenke jedoch viel zu schwierig und so haben ältere Schüler und die Lehrer gebastelt. Die Kindergartenkinder haben dann am Tag des Festaktes ihr Geschenk das erste Mal gesehen, immerhin hab ich durchgesetzt, dass auf das Geschenk ein von den Kindern selbst ausgemaltes Herz geklebt wird.

Muttertagsbasteleien

Muttertagsbasteleien

Ich hab dann mal meine Englischlehrerkollegen gefragt, warum es so üblich ist, dass die Erwachsenen basteln und warum denn alles so perfekt sein muss, denn Kinder müssen schließlich erst noch ausmalen, schneiden etc. lernen. Aber erklären konnte mir das keiner. So hat jedes Land seine SittenJ. Der Festakt der Schule wurde dann kurzerhand nochmal um einen Tag verschoben, weil in der Woche von 30. Mai wirklich fast jeden eine anderen Muttertagsveranstaltung ist. Am 30. Mai haben wir dann am Vormittag alles für den Festakt schön dekoriert, um 15 Uhr war denn der offizielle Beginn und um kurz vor 4 waren dann fast alle da und es ging los. Da es an den Tagen davor schon immer wieder Stromausfall gab, habe ich schon ein bisschen gezweifelt, ob wohl alles glatt läuft. Aber es hat alles wunderbar geklappt. Nur ein Regenschauer hat das Fest etwas gestört, denn in Nicaragua haben die Häuser eben ein Blechdach und wenn es stark regnet dann kommt die Musikanlage da nicht mehr dagegen an. Ein paar Gedichte hat deswegen wohl nur die erste Reihe verstanden. Alles war super organisiert, ruckzuck haben wir Lehrerinnen und die Mütter den Kindern die Tanzkostüme ein- und ausgezogen. Die Kinder haben wirklich ihr bestes gegeben und schon die Kleinsten haben wie es scheint den Rhythmus im Blut. Zwischen den Darbietungen der Kinder gab es lustige Spiele, wie Reise nach Jerusalem, bei denen einige Mütter freiwillig mitmachen konnten und dabei Bügeleisen, Ventilator und andere Kleinigkeiten gewinnen konnten. Abschließend gab es noch ein Abendessen für alle und wir haben gemeinsam aufgeräumt. Ein schöner Tag, an dem ich wieder mal gespürt hab, dass ich zur Schulgemeinschaft dazugehöre. Rund um den Muttertag hatte ich dann noch Zeit alle angefangenen Arbeiten und Materialbastelaktionen abzuschließen, weil wegen diesem einen Feiertag fast die ganze Woche keine Schule war und ich zu Hause fleißig sein konnte.

Letzte Vorbereitungen für den Muttertagsfestakt

Letzte Vorbereitungen für den Muttertagsfestakt

Abschied nehmen

Ja und dann ist die Woche nach Muttertag und meine Woche des Abschieds gekommen. Ich bin zwar nochmal kurz nach San Miguelito zurückgekommen, aber nicht mehr in die Schule. Am Dienstag war ich dann zusammen mit den Lehrern von der Englishnight in einer schönen Bar am Seeufer. Es war ziemlich lustig, weil diesmal wir drei extranjeros (Ausländer) ein bisschen zu spät kamen, die Nicas waren alle pünktlich da, aber da keiner da war sind sie wieder nach Hause. Aber schließlich hat sich dann doch alles geklärt und wir hatten einen netten Abend mit Salsa-Tanzstunde und einer Kühltruhe voll Bier zur Selbstbedienung, weil eine der US-Mädels bei der Familie wohnt, der die Bar gehört ;-).

In der Nacht habe ich so im Halbschlaf daran gedacht, wie blöd es wäre, wenn der Strom ausfällt, ich wollte nämlich für 50 Schüler am Mittwochvormittag Kuchen backen. Dazu bin ich auch schon um halb 7 aufgestanden und habe festgestellt, dass es weder Strom noch fließendes Wasser gibt. Also hab ich den Kuchen mit der Hand gerührt. Pünktlich war dann alles fertig.

Abschiedskuchen verteilen

Abschiedskuchen verteilen

Eine meiner letzten Unterrichtsstunden in Englisch

Eine meiner letzten Unterrichtsstunden in Englisch

Die letzte Unterrichtsstunde haben wir dann die kleine Feier gemacht. Zuerst hab ich ein bisschen etwas über Deutschland erzählt, dazu hatte ich ein Plakat gestaltet, aber da es Stromausfall und Regenwetter gab war es im Klassenzimmer fast ein bisschen Dunkel, um es zu sehen. Und dann habe ich mich bei allen für die schöne Zeit bedankt. Aber die Schüler haben trotzdem interessiert zugehört. Im Anschluss haben die älteren Schülerinnen und eine Lehrerin ein paar Dankesworte gesagt, was mich sehr berührt hat. Womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte ist, dass so viele Schüler Geschenke für mich mitgebracht haben, ich hab jetzt einen halben Souvenirladen und es wird eine kleine Herausfordung für mich alles nach Deutschland zu transportieren. So war doch das größte Geschenk, dass ich einfach nur an der Schule sein durfte und mich die Schüler und Lehrer so freundlich in der Schulgemeinschaft aufgenommen haben.

Überhäuft mit Geschenken...

Überhäuft mit Geschenken…

Anschließend gab es noch den Kuchen und die Limonade für alle. Was mich besonders gefreut hat ist, dass mich die Mädels der Tanzgruppe noch zum Abendessen eingeladen haben, weil ich zweimal beim Auftritt mitgeholfen hab. Sie haben für mich Fleisch, Reis und Nudelsalat gekocht, es war sehr lecker und wir hatten viel Spaß.

Von den Vorschülern und Erst- und Zweitklässlern habe ich mich traditionell nicaraguanisch verabschiedet. Wir haben eine piñata getanzt (siehe Kindergeburtstag in Nicaragua). Schön war´s!

Mit einem Spielzeugflugzeug und einer aufblasbaren Weltkugel erkläre ich den Kleinen wo meine Reise hingeht

Mit einem Spielzeugflugzeug und einer aufblasbaren Weltkugel erkläre ich den Kleinen wo meine Reise hingeht

Danach gibt es eine pinata mit Süßkram…