Tag 4, Freitag 19.02.2010 Boulmalne Dades – Tagdilt

Nach einem schnellen Frühstück haben wir uns auf den Weg nach Tagdilt gemacht, ein kleines Dorf am Rande des Djebel Saghro. Es hätte auch einen Bus dorthin gegeben, aber der wäre erst um 14.00 Uhr gefahren.
Der Weg war anfangs wenig reizvoll, wir kamen zuerst an einer marokkanischen Kaserne und dann an einer marokkanischen Müllhalde (= Platz außerhalb der Stadt, wo der Müll einfach auf einen Haufen gekippt wird) vorbei, zwischen dem Müll waren Rudel wilder Hunde, wirklich traurig.

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Spaß war immer dabei Icon Smile in Trekkingtour durch den Jebel Saghro

Bald hatten wir Boulmalne und die Müllhalde hinter uns gelassen und sind immer geradeaus in Richtung Berge gelaufen, die irgendwie nicht näher kommen wollten. Die Piste, auf der wir liefen, hätte eigentlich eine Straße sein sollen, aber diese verlief, wie wir später feststellten parallel.
Irgendwann erreichten wir nämlich diese Straße und dann zweigte auch gleich ein Schild ab: „Tagdilt 5 km“-> Ziel in Reichweite.

In Tagdilt gibt es eine Gité Étape (einfache Unterkunft, meist schläft man auf Matten auf dem Boden), wir wurden jedoch von zwei Jungs in unserem Alter mit schnellen Schritten eingeholt, die uns einladen wollten, so sind wir gerne mitgegangen und konnten bei einer marokkanischen Familie übernachten.

Wenn man offen auf die Menschen zugeht, kann man Kultur und diese unglaubliche Herzlichkeit der Menschen hautnah erfahren. Der Gast ist in Marokko König und man wir rundum versorgt, es ist auch nicht unüblich, dass nebenbei der ganze Abend der Fernseher läuft, häufig der ganze Stolz der Familie, den sie ihren Gästen zeigen möchten.

 

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Ein kleine Pause auf dem Marsch nach Tagdilt



 



Samstag 20.02.2010 Tagesetappe ab Tagdilt

Es ging den ganzen Tag gemächlich bergauf, zuerst auf einer Piste, später auf einen recht gut erkennbaren Weg. Den ganzen Tag sind uns Scharen von Kindern nachgelaufen, für die “weiße” Wanderer höchst selten und deshalb sehr spannend sind. Ab und an wurden wir auch um einen “stylo” (Kugelschreiber) gebeten, aber wir hatten keinen dabei. Die Verständigung mit der Bevölkerung in den kleinen Bergdörfern ist schwierig, da Französisch hier kaum verbreitet ist. Es empfiehlt sich für eine Trekkingtour im Jebel Saghro eine kleine Übersetzungstabelle in TACHELHIT (die dort vorherrschende Berbersprache) mitzunehmen (findet man im Internet).

Am Spätnachmittag wurde es langsam frisch (wir waren auf ca. 1500 m) und wir haben unser Zelt hinter einem großen Stein aufgestellt, als Wind- und Sichtschutz. Um beim Zelten etwas Warmes in den Magen zu bekommen, empfiehlt sich für Marokko ein Benzinkocher, da Gaskartuschen schwierig zu finden sind und Spiritus überhaupt nicht vorhanden ist.

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Endlich warmes Essen – gegen Abend wurde es ganz schön kalt

 

Tag 6, Sonntag, 21.02.2010

Die Nächte im Zelt waren nicht kalt und wir waren stets gut ausgeschlafen, da die Sonne bereits um 7 Uhr unterging. Am Tag 3 der Trekkingtour sind wir weiter dem Tal gefolgt und der Fluss wurde immer weniger, laut Karte sollte dieser irgendwann aufhören und dann der Pass kommen, den wir überqueren mussten. Als wir schließlich das Ende des Tales erreichten, plätscherte immer noch ein Bächlein. Vom Berg aus konnten wir auf der anderen Seite im Tal einen Fluss sehen, der nach Süden führte, da wo „Igli“ liegen sollte. Also sind wir abgestiegen, dort lag eine wunderschöne grüne Golfwiese mit tollen Zeltplätzen. Wir sind ca. eine Stunde flussabwärts gelaufen, die Landschaft war wunderschön und es lief ein deutlich sichtbarer Trampelpfad am Weg entlang. Nach einer Flussbiegung tauchte dann auch tatsächlich ein Haus auf, wir waren uns sicher, dass wir bestimmt bald zu einem Dorf kommen und dann auch rausfinden können, wo wir sind. Nahe dem Haus haben wir Brotzeit gemacht und mussten leider feststellen, dass es verlassen war. Als wir weiter dem Fluss nachgelaufen sind, mussten wir feststellen, dass das einzelne Haus nicht der Beginn eines Dorfes war. Das Tal hat sich zunehmend verengt, es wuchsen Palmen und Büsche nahe am Fluss, sodass ein Weiterkommen immer schwieriger wurde. Schließlich ist Basti auf den Felsen geklettert und sah zwei jeweils 20 Meter hohe Wasserfälle – keine Chance weiterzukommen. So sind wir schließlich umgedreht und haben beim Golfrasen unser Zelt aufgebaut, dort konnten wir sogar mit abgebrochenen Gestrüppästen ein kleines Feuer schüren, Wasser gab es direkt aus dem kleinen Fluss. Der perfekte Zeltplatz.

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Es grünt mitten im Gebirge

Tag 7, Montag, 22.02.2010

Wir wollten nun den richtigen Pass suchen und sind den Weg zurückgelaufen, zum Glück trafen wir nach kurzer Zeit einen freundlichen Bergführer, der uns den Weg nach Igli wies. Wir sind einige Hügel hoch und runter gelaufen, keinen richtigen Weg, aber in die richtige Richtung.

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Die imposante Felswand von Igli

Nach drei Gipfeln war Igli immer noch nicht in Sicht, aber dafür der Bab´n Ali, zwei riesige Felstürme und das Wahrzeichen des Djebel Saghro, da wollten wir in zwei Tagen sein und so wussten wir, dass die Richtung passt und sind motiviert weitergewandert. Bald wurden die Menschen, denen wir begegnet sind, auch wieder mehr (ein gutes Zeichen) und sowohl die Mutter mit ihren drei Kindern, die uns ein ganzes Stück vorausgelaufen ist und ein netter Mann, der uns nochmal genau erklärt hat, wie wir nach Igli kommen und uns gern zum Tee einladen wollte, haben dafür gesorgt, das Igli immer näher rückte. Die Landschaft ist dort atemberaubend, einige riesige Felsen sehen aus wie der Ayers Rock! Igli sieht man erst recht spät, da man um einen riesigen Felsen rumlaufen muss und dann eine Stunde Abstieg in das kleine Dorf (4 Häuser) vor sich hat. In einem Haus befindet sich eine nette Gité Étape mit Boutique, dort kann man sich mit Couscous, Brot, Getränken usw. eindecken. Die Übernachtung mit Abendessen und Frühstück kostete dort nach zähen Verhandlungen 250 DH [24 Euro). Immer noch relativ teuer im Vergleich zu den Hostels in den Städten, aber ein wahrer Genuss nach 4 Tagen Wandern, vor allem weil es dort sogar eine heiße Dusche (Boiler, welcher mit Holzofen erhitzt wurden) gab..

Tag 8, Dienstag, 23.02.2010

Der Weg zum Bab´n Ali war gut erkennbar, breit und nicht zu steil, so konnten wir in 5 Stunden den Bab´n Ali erreichen, sehr imposant! Kurz vor der Felsformation gibt es einige Häuser, eine Familie hat eine kleine Boutique. Wir haben uns dort mit Wasser und Fanta eingedeckt, da laut Karte für längere Zeit kein Fluss mehr kommen sollte. Auf ca. 1500 m finden sich hier sogar Palmen, für uns wertvolle Schattenspender, da an diesem Tag das Thermometer auf ca. 28°C anstieg. Nach dem Bab´n Ali verändert sich die Landschaft schnell, Steine soweit das Auge reicht…

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Der Bab´n Ali rückt näher, vorher machen wir Pause unter Palmen

Zum Glück wurden die Steine nach einer Stunde Fußweg wieder weniger und wir haben einen schönen Zeltplatz in einem Wadi (ausgetrocknetes Flussbett) entdeckt. Falls sich Regen ankündigt darf man dort auf keinen Fall zelten!

Tag 9, Mittwoch, 24.02.2010

Wir wollten nach Nekob, laut GPS 17 km Luftlinie! Also haben wir den Wecker schon auf 7 Uhr gestellt und gleich angefangen das Zelt abzubauen. Gerade wollten wir Müsli machen, da kamen zwei Hirtenjungen, die wir tags zuvor schon kennengelernt hatten und haben uns Tee und Brot vorbeigebracht – wieder einmal ein wunderbares Beispiel für die unglaubliche Gastfreundschaft, der wir in Marokko vor allem in den ländlichen Gebieten begegnet sind.

Um 9 Uhr sind wir schließlich aufgebrochen, immer einem ausgetrockneten Flussbett nach… Schon bald waren wir uns sicher, dass wir falsch sind, da immer mehr Palmen und Büsche wuchsen. Wieder eine Sackgasse? Die Fußspuren und etwas, das so aussah wie Dromedarspuren, ließen uns hoffen, dass es nicht so war. Basti lief voraus und als er um die Ecke kam waren da tatsächlich Dromedare, etwa 15 Tiere, dazu noch jede Menge Schafe und zwei Hirten. Die beiden haben bestätigt, dass wir das Tal verlassen müssen, um nach Nekob zu kommen – gesagt, getan, das GPS zeigte uns einen günstigen, sehr steilen Ausstieg, von wo aus wir gut die Piste nach Nekob erreichen konnten.

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Dromedare im Djebel Saghro

Wir mussten später feststellen, dass der Ausstieg, wenn wir dem Flussbett für einen weiteren Kilometer gefolgt wären, über einen breiten, gut sichtbaren Weg möglich gewesen wäre, aber da war es schon zu spät. Nach 26,6 Kilometer sind wir mit einem Riesendurst in Nekob angekommen und haben dort erstmal viel getrunken und uns von einem jungen Marokkaner zu einem Hotel bringen lassen.

Das Hotel “Auberge Kasbah Ennakhile” ist einfach traumhaft, es gibt dort teurere Kasbah-Zimmer und billigere, einfache Zimmer für 160 DH. Auf der Terrasse kann man ein vorzügliches Abendessen und Frühstück zu günstigen Preisen genießen und hat eine klasse Aussicht auf die Palmeria von Nekob und den Djebel Saghro.

Für die Tour ist ausreichend Essen, Zelt und Schlafsack und körperliche Fitness (ausreichend für mehrtägige Bergwanderungen) notwendig. Die Wege sind häufig sehr schwer zu erkennen, deshalb sollte man unbedingt Karte und GPS mitnehmen oder sich für eine geführte Tour entscheiden. Eine gute Karte (frühzeitig bei der Uni Bayreuth bestellen!!!)

Kultur-Trekking im Dschebel Saghro
Mohamed Aït Hamza & Herbert Popp:
Wanderkarte “Kultur-Trekking im Dschebel Saghro (Südmarokko)”
Thematische Karte im Maßstab 1:100.000, mehrfarbig
€ 15,-. ISBN 3-9809181-2-2