In Nicaragua gibt es viermal im Jahr eine oder zwei Wochen, in denen in jedem Fach eine Probe geschrieben wird. In den letzten zwei Wochen waren an meiner Schule die ersten Examenswochen. Die Schüler bekamen in der Stunde vorher einen „Guía“, d.h. einen Leitfaden, bzw. einige Fragen, die sie beherrschen müssen. Vor der Probe wurde dieser Leitfaden nochmal besprochen, danach wurde 1 Cordoba von jedem Schüler für die Kopie der Probe eingesammelt. Ich erwartete, dass die Lehrkraft die Kopien nun aus der Tasche zieht und austeilt. Aber nein! Sie hat die Originale (alles eng auf eine Seite gepresst, damit auch nur eine Seite kopiert werden muss) an zwei Schüler gegeben, die schließlich zum Kopieren gegangen sind und unterwegs natürlich schon alles anschauen konnten. Wir haben dann gewartet und dann konnte es losgehen. Die Schüler sitzen auch hier weit auseinander, damit sie nicht abschreiben können. Allgemein geht es aber ziemlich unruhig zu, die Kinder stehen ständig auf und fragen etwas und es wird auch abgeschrieben. Als dann der Zeitpunkt meiner Englischprobe kam hatte ich meine Kopien bereits vorbereitet und es ging vielleicht ein kleines Bisschen ruhiger zu. Ansonsten habe ich mich angepasst, in Deutschland hätte ich bei der Probe vermutlich der Hälfte das Blatt wegnehmen müssen. Auf jeden Fall war es sehr spannend!
In der Schule bin ich gerade damit beschäftigt ein Programm zur Sprachförderung für die Vorschulkinder zu erarbeiten, nebenbei gebe ich weiterhin Englisch-, Kunst- und Computerunterricht. Außerdem ergibt sich in letzter Zeit einiges Neues: Am Wochenende mache ich jetzt immer mit der Englischlehrerin der Schule Spanischkurs (für mich!) und Englischkurs (für sie!). Außerdem habe ich zwei Mädels aus Amerika kennengelernt, die hier auch Freiwilligenarbeit machen und demnächst für weitere Interessierte und Englischlehrer einmal in der Woche ein Treffen veranstalten wollen, um Englisch zu üben. Einen von den beiden Mädels habe ich gesagt, dass ich einen Computerkurs in San Miguelito für Lehrer toll fände. Allerdings bin ich nur noch so kurz da, dass es sich nicht lohnt so einen Kurs anzufangen, dafür überlegt sich Christina, ob sie die Idee eventuell umsetzt.
Letzte Woche haben mich dann zwei Lehrerinnen der Schule gefragt, ob ich ihnen helfen kann, etwas für ihr Studium vorzubereiten (Methoden zum Schreiben und Lesen in der ersten Klasse). Die Beiden arbeiten schon ein paar Jahre als Lehrer und studieren parallel am Wochenende 14-tägig Pädagogik/Lehramt. Für Nicaragua ist dies durchaus üblich, vorallem wenn man nur am Wochenende an der Uni ist und sich ein Einkommen sichern muss. Wir saßen dann gemütlich nach dem Unterricht beisammen, haben verschiedene Ideen durchgesprochen und ich habe einige Anregungen gegeben und Methoden vorgestellt. Sie haben dann am Sonntag ihren Vortrag gehalten und die Dozentin war wohl begeistert. So hat sich jetzt mein Wissen kurzerhand auf 20 zukünftige Lehrerinnen verbreitet, das ist doch mal nachhaltig! Nun haben mich die zwei gefragt, ob ich ab nächster Woche mit ihnen einmal in der Woche Computerkurs machen kann. Das werde ich auf jeden Fall die restliche Zeit noch machen, denn ich finde es sehr schön, dass sie von sich aus so viel Interesse zeigen (obwohl sie eine Familie daheim haben, jeden Tag bis 5 arbeiten und jedes zweite Wochenende studieren gehen). Soweit die neusten Neuigkeiten aus Nicaragua.
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2 Responses to Mein erste Schulaufgabe und was sich sonst so tut….
Griasdi Verena,
hab mir gerade die meisten deiner Einträge durchgelesen und muss sagen, dass ich echt beeindruckt bin. Dir scheints da unten ja sehr gut zu gefallen, auch wenns was anderes ist. Greif da unten mal ordentlich durch und bring deinen Kiddies bisschen deutsche Disziplin bei den Klausuren bei 🙂
Vielen Dank für deine Karte übrigens, hat mich sehr gefreut, Post aus Nicaragua zu bekommen!
Gute Zeit weiterhin
LG Sorgi
Grisdi Sorgi,
freut mi, dass dir die Karte und die Reiseberichte gefallen. Wir haben hoffentlich dann am Badsee genügend Zeit Fotos anzuschauen und zu ratschen. Mach´s guad.
Verena